Nachbarschaftshilfen leisten Großartiges!
Der große Aktionstag des Freiwilligenzentrums "mach mit" mit seinem Netzwerk "über Zaun und Grenze" brachte viel Gutes zu Tage:
Bei einem „Marktpatz der Nachbarschaftshilfen im Landkreis“ erhielten die Besucher gleich im Eingangsbereich des evangelischen Gemeindezentrums in Neustadt/Aisch einen Überblick der bestehenden Helferkreise und ihr Wirken. „Fünf-Minuten-Workshops“ informierten zum Thema „Digitalisierung im Ehrenamt“. Die neue Internetplattform „NEAWiS“ mit ihren Nutzungsmöglichkeiten wurde vorgestellt. Es gab kostenlose Literatur rund um das Thema „Gesundheit und Wellness“. Eine Musikgruppe vom Hausenhof leitete schwungvoll über zum Vortrag von Claus Fussek, dem bekannten Pflegekritiker. Eingeladen nach Neustadt a. d. Aisch war er vom Freiwilligenzentrum in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Ansbach/Neustadt/Fürth.
Das Netzwerk „über Zaun und Grenze“ bewegt!
„So viele tolle Ideen“, war Claus Fussek gleich beim Betreten des Foyers und des Saals begeistert. Hier wurde sichtbar, dass der demografische Wandel auch in unserem Landkreis in den vergangenen Jahren viel bewegt hat. Helferkreise, die in mehreren Kommunen des Landkreises entstanden sind, präsentieren sich in einer bunten Vielfalt am Aktionstag beim "Marktplatz der Nachbarschaftshilfen" und stellten ihr Wirken vor. Sie alle haben sich der Vision des Netzwerkes von „über Zaun und Grenze“ des Freiwilligenzentrums angeschlossen, durch bürgerschaftliches Engagement bzw. dessen Unterstützung das fürsorgliche Miteinander über Zäune und Grenzen hinweg zu stärken. Parallel zu dieser "Freiwilligenmesse" gab es „5-Mintuen-Workshops“ zu verschiedenen Themen der Digitalisierung im Ehrenamt. Ein aufgespannter bunter Regenschirm demonstrierte den Besuchern das breite Spektrum der Projekte des Freiwilligenzentrums und mögliche Engagementfelder.
Vorstellung von „NeaWiS“ und was sich dahinter verbirgt
Leonie Hugo und Dunja Zöller, zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach, stellten "NeaWiS" vor, eine internetbasierte Informationsplattform zu Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum. Sie soll älteren Menschen und den pflegenden Angehörigen Wege zu Gesundheits- und Sozialdienstleistungen in der Region ebnen und einen Beitrag zu einer realistischeren Einschätzung des Unterstützungsbedarfs leisten. Und das in einem übersichtlichen Portal mit simpler Handhabung.
Mit schwungvollen Rhythmen leitete eine Musikgruppe vom Hausenhof über zum Fachvortrag von Claus Fussek von der Pflegeethikinitiative Deutschland.
In Würde alt werden ist eine Frage der Haltung!
Claus Fussek, selber pflegender Angehöriger, hielt ein Plädoyer für eine deutlich bessere Pflegesituationen in deutschen Pflege- und Altenpflegeheimen. Seit Jahrzehnten rüttelt er auf. Er bemängelt unaufhörlich viele Missstände in Pflegeeinrichtungen, die häufig fehlende Hospiz- und Palliativkultur und das schlechte Image von Pflegekräften.
„Warum machen die Pflegekräfte bei dieser unzulänglichen Pflegesituation mit?“, fragt sich Fussek und fordert: „Seid ehrlich und sprecht die Missstände offen an!“ Gute Pflege lässt ich nicht anhand von offiziellen Bewertungen festmachen, sondern es spricht sich herum, so Fussek. Eine gute Pflegeeinrichtung nimmt die Beschwerden ihrer Kunden ernst, kooperiert mit Angehörigen und entschuldigt sich für Fehlverhalten. „Gute Heimleiter machen bei den ihnen von höherer Instanz auferlegten Absurditäten nicht mit, sondern gestalten ihre Einrichtung als Schutzraum für die ihnen anvertrauten Menschen. Pflegekräfte werden hier als Schutzengel für die ihnen ausgelieferten, wehrlosen Menschen gesehen! Denn wir müssen alle Verantwortung übernehmen, nicht mehr wegschauen,“ so Fussek. Haltung zeigen, war sein Appell an die Zuhörer*innen, aufrüttelnd, unbequem.
"Sie kümmern sich!"
Der Referent zeigte sich begeistert von den vielen nachbarschaftlichen Initiativen im Landkreis Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim. „Sie kümmern sich um die Menschen bei sich vor Ort. Damit setzen sie ein gutes Zeichen dafür, dass sich eine Gesellschaft präventiv und generationsübergreifend für das Thema Pflege und gegen soziale Kälte einsetzt. Wir dürfen hilfsbedürftige Menschen in unseren Wohnorten und ihre Angehörigen - egal ob Jung oder Alt - nicht im Stich lassen!“
Das Freiwilligenzentrum unterstützt Initiativen und Kommunen mit Rat und Tat beim Aufbau von Nachbarschaftshilfen und bietet Austausch, Qualifizierung und Vernetzungsmöglichkeiten. Noch sind nicht alle Kommunen damit versorgt. Es gibt viele Lücken. Interessierte Bürgermeister und Bürger können sich an das Freiwilligenzentrum wenden unter der 09161-8889 36 oder 09161-8889 19.