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Großes buntes Fest über Zaun und Grenze

Begegnungsfest üZuG
Datum:
Veröffentlicht: 11.5.16
Von:
Dorothea Hübner

Begegnungen von Franken über Russland bis in den Nahen Osten und weiter

Perfekte Organisation, strahlender Sonnenschein, viele nette Menschen. Mehr braucht es nicht für ein Begegnungsfest über Zaun und Grenzen. Im Mittelpunkt des Begegnungsfestes stand das Engagement und die Herausforderungen in den Flüchtlings- und Nachbarschaftshilfen im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim. Am vergangenen Samstag lockte es Hunderte von Besuchern in die NeuStadHalle. Fachvorträge und Gesprächsrunden beleuchteten das Thema aus verschie- denen Blickwinkeln. Initiativen informierten über ihre Arbeit, Künstler brachten ihre Talente auf unterschiedlichste Art und Weise ein, während internationale Spezialitäten und strahlender Sonnenschein die Festbesucher zu geselligen Begegnungen ins Freie lockte.
Begegnungsfest üZuG
„Seit 11 Jahren gibt es jetzt schon das Begegnungsfest“, so Josef Merrath, Vorsitzender des Vereins integra e.V. und Leiter des Jugendtreffs Lazarett. „Es bringt die unterschiedlichsten Menschen zusammen.“ „Gegenseitiges Verständnis, Toleranz und ein fürsorgliches Miteinander von Alt und Jung, gebürtigen Mittelfranken und neu Zugewanderten sind die Ziele unseres Netzwerkes“, so Anja Haverkock, Prozessmanagerin von „über Zaun und Grenze“. „Dieses Fest trägt dazu bei.“ „Und die vielen Menschen, die diesen Tag auf ihre Weise mitgestalten, zeigen wie bunt und engagiert unser Landkreis ist“, ergänzte Dorothea Hübner, Leiterin des Freiwilligenzentrums mach mit! 
Neben den Gesprächsrunden gab es Impulsvorträge zur gesundheitlichen Versorgung der Flüchtlinge, zu kulturellen Unterschieden, zur Arbeitsmarktintegration und zu vorherrschenden Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen. Dr. Anderer (Klinik Bad Windsheim) referierte über Hilfen für ein selbstständiges Leben im Alter und Christa Engert und Inge Schuh weckten die grauen Zellen der Zuhörer mit einem Gedächtnistraining zum Leben. Zwischendurch sorgten die Trommler   von MIGcussion, der Liedermacher Johann Müller, die Tanzgruppe Kalinka, Fabula Musica, die Passionsspielgemeinschaft Scheinfeld, Ivan Bard und die Sterne und Sternchen aus dem Morgenland für Unterhaltung. Außerdem stellten junge Flüchtlinge der Berufsschule ihre Werke zum Thema „Glück“ aus. Der 16-jährige Mustafa zeigte sein Talent mit Gemälden, die er seit seiner Ankunft in Deutschland angefertigt hat. Auch Bilder der Hobbymalerin Irmgard Krapp und von Schülern des sonderpädagogischen Förderzentrums Bad Windsheim waren zu sehen. Im Foyer der Halle informierten unterschied-liche Initiativen über ihr Engagement, während draußen die Rettungshundestaffel vom Roten Kreuz, eine Hüpfburg und ein tolles Kinderprogramm die kleinen Besucher in Atem hielt. Der Hunger konnte mit kulinarischen Köstlichkeiten aus Russland, Syrien, Nigeria und Franken gestillt werden. Zum Abschluss des Tages sorgte die Musik von  Red Manhole für ausgelassene Stimmung. 
Schicksale, Ängste und Hoffnungen wie diese sind es, die in den vergangenen Monaten hunderte von Bürgern des Landkreises bewegt und dazu gebracht haben, zu helfen. Viele von ihnen bis ans Limit ihrer Kräfte. „Sie sind ein Segen für die Gesellschaft“, dankte Schirmherr Landrat Helmut Weiß den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz. Ohne sie wäre die Aufgabe im Landkreis nicht zu bewältigen gewesen. Sinkende Flüchtlingszahlen entlasten zwar aktuell Haupt- und Ehrenamtliche, doch der Einsatz freiwilliger Helfer ist nach wie vor wichtig. Über die erste Nothilfe hinaus, ist in Zukunft verstärkt die Unterstützung bei Wohnungs- und Arbeitsmarktsuche gefragt, bei Deutschkursen, und vor allem bei gelebter Integration in das örtliche Vereinswesen und in offener, freundschaftlicher und geduldiger Einbindung in die Stadt- und Dorfgemeinschaft. Dies machte auch die Gesprächsrunde „Unser Landkreis 2020“ deutlich, zu der Christian Laubert neben Landrat Helmut Weiß und Bürgermeister Klaus Meier noch Pfarrerin Heidi Wolfsgruber, Stefan Jordan (Unterstützerkreis Asyl und Stadtrat in Scheinfeld) und Caritas-Geschäftsführer Gerhard Behr-Rößler auf die Bühne lud.
Leid, Blut und Tod kommen Habiba, einer alleinerziehenden Mutter von vier Kindern, in den Sinn, wenn sie an ihre Heimat im Irak zurückdenkt. Eine Rückkehr kommt für sie nicht in Frage, sagte sie Christian Laubert, Initiator des Freilandtheaters Bad Windsheim und Moderator des Begegnungsfestes über Zaun und Grenze, in der Gesprächsrunde „Heimat – Flucht – Neubeginn“. Sie will Arbeit finden und in Neustadt ein Zuhause für sich und die Kinder aufbauen. Tarek, ein junger Mann aus Syrien, der Deutschland vor fast einem Jahr erreichte, war bei seiner Ankunft einfach nur erleichtert, endlich sicher zu sein. Er hofft, hier sein Jura-Studium beenden und seinen Vater zu sich holen zu können.
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