Freiwilliges Soziales Schuljahr bietet zusätzlich Berufsorientierung
Ab kommendem Schuljahr in gemeinsamer Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände in Neustadt/Aisch
Das Freiwillige Soziale Schuljahr plus Berufsorientierung „ist nachhaltig und breit aufgestellt.“ Es garantiere eine „intensive Betreuung der Schüler“, die „praxisnah und behutsam ans Berufsleben herangeführt werden“. Der dies sagt, betreibt nicht Eigenwerbung. Das Lob für das von der Caritas entwickelte Modell kommt von Friedrich Meyer, Berufsberater bei der Ansbacher Agentur für Arbeit.
Er sei „sofort aufgesprungen“, als der Caritasverband Neustadt/Aisch vor zwei Jahren das FSSJ+ entwickelt habe, bekennt Meyer. Es passe zwar nicht ganz in das Schema der vertieften Berufsorientierung, da es sich nicht nur an „Mittelschüler“ (die früheren Hauptschüler) wende. Doch als „Leuchtturmprojekt“ könne es von der Arbeitsagentur finanziell gefördert werden.
Damals konnte die Caritas längst auf dem durchschlagenden Erfolg ihres „Neustädter Modells“ aufbauen. Im Schuljahr 2010/2011 organisierte das Freiwilligenzentrum „mach mit!“ bereits zum achten Mal das „Freiwillige Soziale Schuljahr“, bei dem Jugendliche aus den Vorabschlussklassen für die Dauer eines Schuljahres zwei Stunden wöchentlich ehrenamtlich im Einsatz sind. 400 Schülerinnen und Schüler nahmen vergangenes Schuljahr im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim teil, weitere 200 im Dekanat Höchstadt. Sie kommen aus 36 verschiedenen Schulen und können unter 300 Einsatzstellen bei gemeinnützigen Einrichtungen und Organisationen wählen. Seit der Einführung des FSSJ haben Jugendliche insgesamt 224.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet.
„Die anfängliche Skepsis, Jugendliche hätten überhaupt keine Zeit und kein Interesse für ein Ehrenamt, hat sich nicht bewahrheitet“, sagt Neustadts Caritas-Geschäftsführer Gerhard Behr-Rößler. Das FSSJ habe ein hohes Potential an Schülerengagement hervorgelockt. Oft blieben Jugendliche auch nach dem Ende des FSSJ bei der Organisation, bei der sie in diesem Jahr tätig waren.
„Die Schüler sehen das FSSJ als wichtig für ihre Persönlichkeitsentwicklung an“, betont Behr-Rößler. Und hier setzt der Ableger FSSJ+ an. Er will den Jugendlichen zudem bei der Berufsfindung helfen.
Auch mit dem FSSJ+ hat die Caritas Neustadt/Aisch nun schon Erfahrung. Zweimal wurde es bereits durchgeführt. 2009/2010 entschieden sich 24 Jugendliche für diese erweiterte Form, 2010/2011 waren es 30, darunter acht männliche. Angeboten wird es den Schülerinnen und Schülern, die sich für einen FSSJ-Einsatz in einer sozialen Einrichtung interessieren, etwa in einer Kindertagesstätte oder einem Altenheim.
Die Zusatzangebote des FSSJ+ schildert die zuständige Caritas-Mitarbeiterin Iris Reichel: Neben einem ersten Treffen, bei dem sich die Jugendlichen kennenlernen können, gibt es einen Workshop, bei dem Fachkräfte praktische Übungen mit den Schülern durchführen: „Wie helfe ich einem alten Menschen beim Essen? Wie vermittele ich Kleinkindern eine Bastelanleitung?“, nennt Reichel als Beispiele. Dazu kommen Projektarbeiten, etwa an drei Nachmittagen mit Bewohnern eines Altenheims b „Fühlbretter“ bauen. Veranstaltungen, bei denen sich Fachschulen vorstellen, und die Besichtigung einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung runden das FSSJ+ ab.
Mit dem kommenden Schuljahr geht das FSSJ+ nun in die gemeinsame Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim über. „Dadurch wollen wir das FSSJ+ noch weiter aufwerten“, sagt Erich Matthis, der Sprecher ihrer Arbeitsgemeinschaft.
Dabei haben die Verbände auch die Personalgewinnung im Blick. Der Wegfall des Zivildienstes treffe gerade die Rettungsorganisationen hart, bekennt Matthis. Alle Wohlfahrtsverbände aber verlören einen Weg, Nachwuchs zu rekrutieren. Die „Zivis“ hätten sich – anders als andere junge Leute – mit der Arbeit einer Wohlfahrtsorganisation auseinandersetzen müssen. „Sie konnten Sozialkompetenz und die Liebe zu einem sozialen Beruf entwickeln.“ Dass der mit Aplomb eingeführte Bundesfreiwilligendienst die Erwartungen nicht erfüllen werde, ist den Wohlfahrtsverbänden klar. „Mit dem FSSJ+ wollen wir daher selber etwas unternehmen, um Menschen zu sozialer Arbeit hinzuführen.“
Auch das Schulamt unterstützt das FSSJ+. Es sieht in ihm „eine wichtige Erweiterung der vertieften Berufsorientierung“. Es ergänze die eigenen Maßnahmen der Schulen.