Zum Inhalt springen

Dialogzentrum schulte Ehrenamtliche

wort-stark-Workshop
Datum:
Veröffentlicht: 1.10.16
Von:
Dorothea Hübner

Mediatorin machte Flüchtlings- und Nachbarschaftshelfer im Konfliktmanagement fit

„Über Zaun und Grenze“, das Netzwerk für ehrenamtliches Engagement in Flüchtlings- und Nachbarschaftshilfen lud zum Kommunikations-Workshop „wort-stark - gesprächsbereit – gewaltfrei – überzeugend“ in das Dialogzentrum Franken nach Gerhardshofen ein.

"Du drückst dich vor der Arbeit!", "von dir hätte ich das nicht erwartet", "Sie glauben wohl noch an den Weihnachtsmann?" - Dies waren nur einige der Vorwürfe und Beleidigungen, mit denen Ute Klehr, Mediatorin und Begründerin des Dialogzentrums Franken die Teilnehmer des Workshops konfrontierte. 

Vielen verschlug es angesichts solch persönlicher Kränkung erst einmal die Sprache. Andere fühlten sich provoziert und holten instinktiv zum verbalen Gegenschlag aus. Nun galt es zu klären: wie kann ich in einem solchen Fall die Zuspitzung der Lage vermeiden, die Wogen glätten, konstruktiv mit dem Streit umgehen und das, ohne in die Opferrolle zu geraten?

Die Antwort lautete: zuerst einmal mit "Aktivem Zuhören". Denn bei jedem Gespräch - egal ob privat, beruflich oder im ehrenamtlichen Engagement - betreten stets alle Gesprächspartner die "Bühne der Kommunikation" mit eigenen Interessen, Werten, Informationen, Beziehungen und Gefühlen. Deshalb ist es in einem Konflikt von entscheidender Bedeutung, die eigene Ansicht oder auch Verletzung hinten anzustellen und zuerst ganz bei dem Gegenüer zu bleiben. Der Andere muss sich gehört und respektiert fühlen. Nur so kann verhindert werden, dass er "dicht macht" und eine Chance auf eine positive Lösung der Situation bestehen. "Doch manchmal fliegen auch die Fetzen", stellte Ute Klehr unverhohlen fest.

Davon wussten die Ehrenamtlichen nur zu gut aus der Praxis bescheid, denn sie vermitteln häufig in Gemeinschaftsunterkünften zwischen Flüchtlingsgruppen unterschiedlicher Herkunftsländer. Sie überzeugen Bürgermeister, Hauptamtliche und Mitstreiter von ihren ideen. Sie behaupten sich in der Nachbarschaftshilfe gegenüber Institutionen und Senioren. Ihr Einsatz fordert den Umgang mit Missverständnissen, schwelender Unzufriedenheit bis hin zu offenem STreit. "Tagtäglich werden Ehrenamtliche mit den unterschiedlichsten Konfliktsituationen konfrontiert", so Anja Haverkock. "Wir wollen ihnen WErkzeuge für ein gewinnbringendes Engagement an die Hand geben."

Hier hilft oft ein "MeThing", Klehrs neue Wortschöpfung des "Fünf-Finger-Konzepts" zur Lösung einfacher Konflikte. Ein Thing, abgeleitet vom Altnorischen "ping" ist eine frühgeschichtliche Versammlung, die nach demokratischen WErden zur Urteilsfindung abgehalten wurde. Ein Mediator bringt die Beteiligten zusammen und leitet alle Beteiligten zur Schlichtung eines Konfliktes mit folgenden fünf Schritten an:

1. Schritt: er bringt die Beteiligten zusammen und beginnt

2. Schritt: er lässst beide aus ihrer Sicht erzählen, was geschehen ist

3. Schritt: er fragt beide, was der Streit in ihnen auasgelöst hat

4. Schritt: er will wissen, was sich beide wünschen

5. Schritt: er fragt nach Vorsxhlägen zur Einigung, bis sich die Beteiligten übereinkommen.

Dieses Vorgehen ist nicht nur einfach zu merken und anzuwenden, sondern führt im Alltag oft und schnell zu einer tragfähigen Lösung für beide Parteien.

Am Ende des vierstündigen Kommunikations-Workshops resümierte Dorothea Hübner: "Frau Klehr hat Auswege uas verletzenden Konfrontationen und verfahrenen Situationen aufgezeigt. Sie helfen, dass freiwilliges Engagement dauerhaft konstruktiv bleibt und Freude macht."

 

Das Freiwilligenzentrum mit seinem Netzwerk "über Zaun und Grenze" plant im Oktober eine Schulung "Basics für Flüchtlingshelfer" und ein Austauschtreffen für Sprachhelfer mit Fokus Didaktik. Interessierte können sich ab sofort im Freiwilligenzentrum anmelden. Schicken Sie uns dazu eine Mail an ueberzaunundgrenze@caritas-nea.de .